Solltet ihr Nachfragen oder Anmerkungen zu unseren Veranstaltungen haben, schreibt uns eine Mail an atagepdm[at]riseup.net
Am 23.05.24 haben wir die Veranstaltung mit Perspektive Selbstverwaltung (PS) kurzfristig abgesagt. Dies geschah aufgrund von Outcalls der Potsdamer Gruppe ‘Gegen jeden Antisemitismus’ (GJA-Pdm) und dem daraus resultierenden Druck, sich als A-Tage Orga-Gruppe dazu zu positionieren.
GJA-Pdm kritisierte das am 05.05.24 veröffentlichte Statement von Perspektive Selbstverwaltung Zu Palästina und Israel als ‘strotzend vor Antisemitismus’ und fand es ‘untragbar’, dass eine Veranstaltung mit PS stattfinden sollte. Uns war das Statement bekannt und wir sahen darin keinen Grund, den geplanten Vortrag mit PS zum Thema Especifismo abzusagen.
Dennoch entschieden wir uns dazu, den Vortrag nicht stattfinden zu lassen. Aufgrund des öffentlichen Outcalls wünschten sich einige im Kollektiv mehr Zeit für Besprechung der Kritik, gegenseitige Fürsorge und den Erhalt des gemeinsamen Diskursraums. Auch erschien es einigen nicht mehr möglich, die Veranstaltung in einem für PS, für die Besucher*innen und für uns tragbaren Rahmen durchzuführen.
Nach Gesprächen sind wir uns nun in zwei Dingen einig:
- Der Vortrag zu Especifismo mit PS soll nachgeholt werden.
- Wir sind unzufrieden und wütend über den Prozess, der zur Absage führte.
Wir möchten uns zuerst bei den Genoss*innen von PS und aus dem konte[:x]t für ihre solidarische, vertrauensvolle, offene Kommunikation bedanken. Wir organisieren einen baldigen Nachholtermin für den Vortrag zu Especifismo.
Als Teil der linken Szene Potsdams wünschen wir uns einen diskursfähigen Umgang unter Genoss*innen. Das heißt: möglichst direkt adressierte Kritik, gerne mit Nachfragen, je nach Wohlwollen mit einem gewissen Vertrauensvorschuss. Wir begrüßen Kritik und finden sie essentiell für gute politische Praxis. Wir lehnen allerdings unverhältnismäßige Eskalationsschritte von 0 auf 100 wie kurzfristige öffentliche Outcalls ab, die mit sozialen Druck und Angstmacherei arbeiten, statt konstruktiv und funktional aufeinander zuzugehen. Outcalls können einen angemessenen Umgang darstellen, aber in diesem konkreten Fall sehen wir nicht ein, warum es das erste und einzige Mittel der Wahl blieb.
Mit den (A)-Tagen wollen wir gerade einen Raum zum Austausch ermöglichen. Eine Veranstaltung zu einem spezifischen Thema, von einem anderen Konflikt vereinnahmen zu lassen, widerspricht allerdings unserem Bild einer Diskursbereitschaft innerhalb der Linken.
Wir lehnen es ab, das Statement von PS aufgrund von Interpretationsspielräumen und Befindlichkeiten gegenüber Begrifflichkeiten als antisemitisch zu bezeichnen. Wir nehmen dennoch jeden Antisemitismusvorwurf ernst – gleichzeitig weigern wir uns die Definition von Antisemitismus einer konfliktunfähigen pro-israelischen bzw. anti-deutschen Deutungshoheit oder den Rechten und Liberalen zu überlassen.
Als Anarchist*innen ist unsere Position eindeutig: wir streben nach Freiheit, Selbstbestimmung und ein sicheres, würdiges, gutes Leben für alle. Wir sehen keinerlei Widerspruch in der Solidarität mit Palästinenser*innen und mit Jüdinnen*Juden, egal welcher Staatsbürgerschaft oder Glauben. Allerdings verdienen dabei weder Staat, Nation noch Kapital Zugeständnisse, sondern müssen auf allen Ebenen bekämpft werden. Wir stellen uns somit gegen jede Form der Herrschaft, Unterdrückung und Krieg – für eine freie Zukunft, für den Anarchismus!